Seepocken-Kleber: vielversprechender Blutungsstiller aus der Biologie
Seepocken haben es in den Naturwissenschaften in jüngster Zeit zu echter Berühmtheit geschafft. Ihre Biologie ist erstaunlich. Sie haften unter Wasser auf den unterschiedlichsten Oberflächen bombenfest. Das gelingt ihnen mit einer Art Superkleber, der Forscher begeistert. Dieser Kleber könnte in der Notfallmedizin in Zukunft Leben retten und auch Operationen vereinfachen. Wie wäre es nämlich, wenn man diesen natürlichen Klebstoff auch für das Verschließen von Wunden im menschlichen Körper verwenden könnte?
Seepockenkleber könnte Blutungen stillen
Eine Wunde schließt sich normalerweise von selbst, wenn das Blut gerinnt. Es gibt aber auch Situationen, in denen das nicht so gut funktioniert. Wenn die Wunde beispielsweise sehr groß ist, reicht die Zeit nicht aus, dann verbluten wir. Auch bei Blutgerinnungsstörungen funktioniert die natürliche Wundschließung nicht.
Ein spezieller Kleber aus der Biologie könnte nun die Lösung für dieses Problem sein. Er wurde nach dem Vorbild des Klebstoffes entwickelt, mit dem sich Seepocken an Felsen heften und dort selbst der stärksten Meeresbrandung standhalten.
So haften Seepocken am Felsen
In den Naturwissenschaften ist die Methode der Seepocken inzwischen gut erforscht. Die Seepocke produziert zuerst eine ölhaltige, wasserabweisende Substanz. Auf diese Weise wird ihre Oberfläche vollständig wasserfrei. Im Anschluss produziert sie ein bestimmtes Protein, das ihre Körperunterseite mit dem Stein verbindet. Den Wissenschaftlern Hyunwoo Yuk und Jingjing Wu am vom Massachusetts Institute of Technology ist es inzwischen gelungen, diesen 2-Phasen Kleber aus der Biologie zu imitieren. Eine Publikation zu diesem Thema erschien im Fachmagazin »Nature Biomedical Engineering«.
Für die Herstellung des Klebstoffes verwendeten die Forscher Mikropartikel, die sich genauso wie die Proteine der Seepocken mit Körpergewebe und untereinander verbinden. Diese Mikropartikel betteten die Wissenschaftler in eine wasserabweisende Substanz aus Fettsäuren ein. Die wasserabweisende Substanz sorgt dafür, dass sich das Blut vom Gewebe trennt und die Unterlage sauber wird. Auf der nun blutbefreiten Unterlage können die Mikropartikel dann besonders gut haften.
Erste Tests mit dem neuen Kleber aus der Biologie sind vielversprechend
In verschiedenen Tests hat sich der Kleber nach dem Vorbild der Seepocken als vielversprechend erwiesen. In weniger als 15 Sekunden konnte die Paste selbst starke Blutungen stillen. Dabei hielt die Verbindung bei Schweinen sogar dem Blutdruck der Hauptschlagader stand.
Die bisherige Praxis in der Medizin ist es, starke Blutungen durch die Gabe von Gerinnungsförderern zu stoppen. Aber selbst diese Methode ist oft nicht schnell genug. Bei großen Wunden dauert es Minuten, bis die Blutung gestoppt ist. Außerdem funktioniert dieses Verfahren nicht bei Menschen, die blutgerinnungshemmende Medikamente einnehmen oder unter einer Blutgerinnungsstörung leiden. Der neue Superkleber könnte, so die Hoffnung, in der Notfallmedizin Leben retten und selbst schwere innere Blutungen stoppen. Der Kleber baut sich übrigens im Körper innerhalb weniger Wochen selbstständig ab.
Bis es soweit ist, dürfte allerdings noch etwas Zeit vergehen, denn der Kleber befindet sich noch im Entwicklungsstadium und hat noch keine Zulassung erhalten.
Fazit: Ein 2-Phasen Klebstoff könnte in Zukunft helfen, schwere Wunden und innere Blutungen sehr schnell zu stoppen und somit Leben zu retten. Als Vorbild für die Entwicklung des Klebers dienten Forschern der der Naturwissenschaften Seepocken, die sich mit erstaunlicher Resistenz auf den Felsen festkleben und selbst starker Brandung standhalten.
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Bei PHYWE Systeme sind verschiedene Produkten in Bereich Biologie. Ein besonderes interessantes Thema ist den Humanphysiologie. Sie finden dort verschiedene Biologie-versuchen und Geräten, auch spezifiziert auf das Herz- & Blutkreislaufsystem.